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Peter Handke, 1942 in Griffen/Kaernten geboren 1963-1964 Die Hornissen. Roman 1964-1965 Sprechstuecke 1963-1966 Begruessung des Aufsichtsrats 1965-1966 Der Hausierer. Roman 1967 Kaspar 1968 Das Muendel will Vormund sein 1965-1968 Die Innenwelt der Aussenwelt der Innenwelt 1969 Die Angst des Tormanns beim Elfmeter. Erzaehlung 1968-1970 Wind und Meer. Hoerspiele 1970 Chronik der laufenden Ereignisse Der Ritt ueber den Bodensee 1971 Der kurze Brief zum langen Abschied 1972 Wunschloses Unglueck. Erzaehlung Ich bin ein Bewohner des Elfenbeinturms 1973 Die Unvernuenftigen sterben aus 1972-1974 Als das Wuenschen noch geholfen hat 1974 Die Stunde der wahren Empfindung 1976 Die linkshaendige Frau. Erzaehlung 1975-1977 Das Gewicht der Welt. Ein Journal 1978-1979 Langsame Heimkehr. Erzaehlung 1980 Das Ende des Flanierens Die Lehre der Sainte-Victoire 1981 Kindergeschichte UEber die Doerfer. Dramatisches Gedicht 1982 Die Geschichte des Bleistifts 1983 Phantasien der Wiederholung Der Chinese des Schmerzes 1985-1986 Die Wiederholung 1987 Die Abwesenheit. Ein Maerchen Nachmittag eines Schriftstellers 1988-1989 Das Spiel vom Fragen oder Die Reise zum sonoren Land 1989 Versuch ueber die Muedigkeit 1990 Versuch ueber die Jukebox. Erzaehlung Versuch ueber den geglueckten Tag. Ein Wintertagtraum 1991 Die Stunde da wir nichts voneinander wussten. Ein Schauspiel 1992 Langsam im Schatten. Gesammelte Verzettelungen 1980-1992 1994 Mein Jahr in der Niemandsbucht. Ein Maerchen aus den neuen Zeiten 1995 Noch einmal fuer Thukydides Zuruestungen fuer die Unsterblichkeit. Ein Koenigsdrama 1996 Eine winterliche Reise zu den Fluessen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit fuer Serbien 1997 In einer dunklen Nacht ging ich aus meinem stillen Haus. Roman 1999 Lucie im Wald mit den Dingsda. Eine Geschichte Die Fahrt im Einbaum oder Das Stueck zum Film vom Krieg 2000 Unter Traenen fragend. Nachtraegliche Aufzeichnungen von zwei Jugoslawien- Durchquerungen im Krieg, Maerz und April 1999 Ausserdem UEbersetzungen von: Adonis, Aischylos, Dimitri T. Analis, Bruno Bayen, Emmanuel Bove, Rene Char, Jean Genet, Georges-Arthur Goldschmidt, Julian Green, Gustav Janus, Patrick Modiano, Florjan Lipus, Walker Percy, Francis Ponge, William Shakespeare
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IS TO PRESENT AND EXPLORE THE APPROXIMATELY FIVE PHASES OF HANKDE'S PROSE EFFORTS, AS WELL AS THE TRANSITIONS THAT BRIDGE THEM....


Aus Anlass seines 60. Geburtstages am 6. Dezember:



Handke wird Ehrendoktor der Universitaet Klagenfurt







Peter Handke wird am 6. Dezember 60 Jahre alt. Aus diesem Anlass wird ihm in einem feierlichen Festakt am kommenden Freitag (16 Uhr, Oman-Saal) das Ehrendoktorat der Universitaet Klagenfurt verliehen. Die Laudatio haelt der Klagenfurter Germanist und Leiter des Robert-Musil-Institutes, Klaus Amann.

Von Donnerstag bis Samstag (7. bis 9. November) veranstaltet das Robert-Musil-Institut unter dem Titel =Von den Raendern her= ein internationales Handke-Symposium unter der wissenschaftlichen Leitung der Germanisten Karl Wagner (Wien) und Amann. Dieses Symposium will der Frage nachgehen, ob Handkes Umstrittensein etwas mit der ihm immer wieder vorgeworfenen Unzeitgemaessheit zu tun hat, was seine Literatur unzeitgemaess und sperrig macht und ob es sich dabei nicht gerade um ihre besonderen Qualitaeten handelt. Diese Literatur der genauen Wahrnehmung steht naemlich in deutlicher Opposition zur Bilderflut der gegenwaertigen Medienwelt.

Am Samstag praesentiert DJ Amina (Handkes Tochter Amina Handke) ab 20.30 Uhr im Musil-Haus die Handke- Selection, einen musikalischen Vortrag mit Tontraegern. Mit diesem Abend feiert das Musil-Institut sein fuenfjaehriges Bestehen.

Die Fotoausstellung des blinden Fotografen Evgen Bavcar zeigt Portraets Handkes und seiner Orte Griffen, Karst und Paris. Sie wird voraussichtlich bis Ende des Jahres zu sehen sein.

Handkes 60. Geburtstag bietet sich als Anlass fuer eine neue Lektuere seines vielgestaltigen Werkes an. Eine Lektuere, die sich =Von den Raendern her= (Peter Handke) einem Schreibprojekt annaehern will, das sich beharrlich den Erwartungen entzieht. Wie kein anderer deutschsprachiger Autor der Gegenwart haelt Handke an der Eigengesetzlichkeit von Literatur fest und versucht ihren Status durch staendige Befragung und Hinterfragung zu behaupten. Handke zaehlt heute zu den bedeutendsten deutschsprachigen Schriftstellern, gleichzeitig ist er einer der umstrittensten. Als Autor, Dramatiker und UEbersetzer gelingt es ihm immer wieder zu ueberraschen und kontroverse Diskussionen auszuloesen. 1966 machte die Publikumsbeschimpfung den 23- Jaehrigen schlagartig beruehmt. Im selben Jahr warf er der Gruppe 47 in Princeton Beschreibungsimpotenz vor.



Weitere Informationen zu Peter Handke und zum Programm des Symposiums:



Michaela Monschein, p. A. Robert-Musil-Institut fuer Literaturforschung, 9020 Klagenfurt, Bahnhofstrasse 50, Tel.: 0 46 3/27 00-29 14, Fax: 0 46 3/27 00-29 99, E-Mail: mailto:michaela.monschein@uni-klu.ac.at.



Erschienen am: 05.11.2002







Der ORF widmet Peter Handke anlaesslich dessen 60. Geburtstags am 6. Dezember einen Programmschwerpunkt. OE1 gratuliert mit mehreren Sendungen, ORF 2 bringt in =Treffpunkt Kultur= am kommenden Montag einen Beitrag ueber Leben und Werk des Autors sowie am Sonntag, dem 8. Dezember, das Portraet =Der schwermuetige Spieler - Peter Handke=.



Eigentlich ist Peter Handke ja ein =Bewohner des Elfenbeinturms=. Dennoch erregte er schon als junger Mann mit seinen provozierenden Auftritten vor der Gruppe 47 und als =Publikumsbeschimpfer= die OEffentlichkeit, und erst kuerzlich verstoerte er wieder viele durch seine Parteinahme fuer Milosevic und die Sache der Serben im Balkan-Konflikt. Handke mischt sich immer wieder einmal ein, nur um sich nach einer Weile wieder auf seinen erhoehten Standort zurueckzuziehen. Und Publikum wie Kritik koennen nur mit Staunen, AErger oder Bewunderung zur Kenntnis nehmen, wie konsequent der Dichter an einer poetischen Durchdringung der Wirklichkeit arbeitet.



Handke auf OE1



Sonntag, 1. Dezember, 8.15 Uhr: =Du holde Kunst=. Unter dem Titel =Meine Welt hinterlassen: Schreiben= liest Wolfram Berger Aufzeichnungen von Peter Handke, dazwischen werden Werke von Beethoven gespielt. - 16.05 Uhr: =Ex libris - das Buecherradio=: Peter Handke: Muendliches und Schriftliches zu Buechern, Bildern und Filmen 1992-2002, Suhrkamp Verlag (Gespraech mit dem Literaturwissenschafter Klaus Kastberger). - 18.15 Uhr: =Tonspuren - Hoerbilder zur Literatur=: =Ich werde mich mit moeglichst vielen verfeinden!= lautet der Titel der Geschichte einer Wahrnehmung von Peter Zimmermann.

Donnerstag, 5. Dezember, 16.55 Uhr: =Die Literatur-Miniatur= bringt einen Ausschnitt aus Georg Pichlers =Die Beschreibung des Gluecks. Peter Handke. Eine Biografie= (Ueberreuter). - 21.01 Uhr: =Im Gespraech=: Zwei Gespraeche vom Herbst 1987, als Handke, nach acht Jahren Salzburg, gerade den Entschluss gefasst, OEsterreich zu verlassen.

Freitag, 6. Dezember, 22.15 Uhr: Doris Glaser moderiert die =Peter-Handke-Nacht= im RadioCafe, die live auf OE1 uebertragen wird. Erwartet werden die Kuenstlerin Amina Handke, der Handke-Biograf Georg Pichler, der Journalist Heinz Sichrovsky, Wolfgang Kos, der sich als Live-DJ dem Thema Handke und die Musik widmen wird, sowie viele UEberraschungsgaeste.

Handke im Fernsehen (Auswahl)

Montag, 2. Dezember, ORF 2, 22.30 Uhr: =Treffpunkt Kultur= bringt einen Bericht ueber Leben und Werk des 1942 in Griffen in Kaernten geborenen Autors.

Freitag, 6. Dezember, ARTE, 23.10 Uhr: =Peter Handke - Der schwermuetige Spieler=. Filmportraet von Peter Ham. Wim Wenders und Claus Peymann erzaehlen von ihrer Zusammenarbeit und langjaehrigen Freundschaft mit Handke. Der Schriftsteller Alfred Kolleritsch, Handkes =Entdecker=, berichtet von den fruehen Grazer Jahren.

Sonntag, 8. Dezember, 3SAT, 11.15 Uhr: =Wunschloses Unglueck=. Von Peter Handke. Im Mittepunkt des Films von Wolfgang Glueck steht Handkes Buch ueber das Leben seiner Mutter, assoziative Illustrationen bilden den optischen Hintergrund. Mit Helmuth Lohner. - ORF 2, 23.15 Uhr: =Peter Handke - Der schwermuetige Spieler=. Filmportraet von Peter Ham (siehe oben, ARTE-Programm vom Freitag).



Erschienen am: 29.11.2002






Freitag, 6. Dezember 2002, 18.30 Uhr



Peter Handke





Peter Handke zum 60. Geburtstag

Film/ Lesung/ Musik

Eintritt: E 10/ 6

Verein Literaturhaus



Thomas Deichmann

Der oesterreichische Schriftsteller

Peter Handke feiert heute seinen 60. Geburtstag! Aus diesem Anlass laedt der Verein Literaturhaus zu einem Abend zu Ehren des Dichters, der von 1979 bis 1988 in Salzburg gelebt hat. Feiern Sie mit uns!



18.30 Film: Das Mal des Todes

ORF 1985, 65 min., Regie: Peter Handke, Buch: Peter Handke nach der von ihm uebersetzten Erzaehlung =La Maladie de la Mort= von Marguerite Duras; mit Marie Colbin. Diesen Film zeigen wir mit freundlicher Unterstuetzung des ORF Salzburg.



20.00 Vortrag: Salzburg- Itinerarium



Waehrend seiner Zeit in Salzburg hat Peter Handke die Stadt und ihre Umgebung durchstreift, ist er taeglich durch Strassen und Gassen, an die Peripherie und an viele unbekannte Orte gegangen. Brita Steinwendtner nimmt uns mit auf Handkes Wege in einer Collage aus seinen Salzburger Texten, die ein anderes Bild des Vertrauten geben und den Blick oeffnen fuer die Abenteuer im ganz Nahen.



20.45 Lesung: Angesichts des Wolkenkuechenbergs



Hanne Rohrer, Schauspielerin am Salzburger Landestheater, liest aus =Noch einmal fuer Thukydides=,  Der Chinese des Schmerzes= und In einer dunklen Nacht ging ich aus meinem stillen Haus=.



22.00 Jukebox: Dont look back



Literaturhaus-Leiter Tomas Friedmann, SN-Kritiker Bernhard Flieher und Handke =Freund Zlatko B. bedienen die Jukebox und legen jede Menge Songs auf den Plattenteller, die in Texten von Peter Handke zitiert werden. Die Palette reicht von den Beatles ueber Canned Heat, CCR, Bob Dylan, John Lee Hooker, Van Morrison bis zu den Rolling Stones u.v.m.





Freitag, 13. Dezember 2002, 12.30 Uhr



Peter Handke





Literaturchat ueber Peter Handke mit Hans Hoeller

Internet-Chat

Eintritt: www.literaturnetz.at

Salzburger Literatur Netz







Nach den erfolgreichen Chats mit Autoren haben wir nun erstmals einen Experten eingeladen, um Auskunft ueber einen Autor zu geben. Der Germanist Hans Hoeller wird, ausgehend von Peter Handkes Erzaehlung Wunschloses Unglueck=, Fragen zum Werk, seinen spezifischen Themen und Formen, aber auch nach dem werkgeschichtlichen Zusammenhang beantworten. Es ist inzwischen fast sieben Wochen her, seit meine Mutter tot ist, und ich moechte mich an die Arbeit machen, bevor das Beduerfnis, ueber sie zu schreiben, das bei der Beerdigung so stark war, sich in die stumpfsinnige Sprachlosigkeit zurueckverwandelt, mit der ich auf die Nachricht von dem Selbstmord reagierte. Ja, an die Arbeit machen: denn das Beduerfnis, etwas ueber meine Mutter zu schreiben, so unvermittelt es sich auch manchmal noch einstellt, ist andrerseits wieder so unbestimmt, dass eine Arbeitsanstrengung noetig sein wird, damit ich nicht einfach, wie es mir gerade entsprechen wuerde, mit der Schreibmaschine immer den gleichen Buchstaben auf das Papier klopfe.= (Peter Handke  Wunschloses Unglueck=, 1972)



Hans Hoeller, geboren 1947, Literaturwissenschafter und Professor am Institut fuer Germanistik der Universitaet Salzburg.




Fuer die Vorbereitung werden wir unter www.literaturnetz.at einen Text zum Thema bereitstellen. Fuer weitere Unterlagen und Auskuenfte stehen wir gerne zur Verfuegung: salzburg@literaturnetz.at



GEWINNSPIEL Im Dezember verlost das Salzburger Literaturnetz 3 Exemplare des neuen Buches  Muendliches und Schriftliches= von Peter Handke (Suhrkamp Verlag). Dieses Buch versammelt Aufsaetze, Notate und Reden aus den vergangenen zehn Jahren zu Filmen, Bildern und Buechern. Die aktuelle Frage zu Peter Handke finden Sie ab 1. 12. 2002 unter www.literaturnetz.at. Richtige Antworten, die per e-mail bis 15. Dezember einlangen, nehmen an der Verlosung teil.


salzburg@literaturnetz.at



Land ohne Gerechtigkeit

Peter Handke bereist den Balkan

Von Kolja Mensing


Peter Handke sucht auf dem Balkan nach der zweiten Kindheit Europas und trifft dabei auf einen anderen Zeitreisenden: den Politiker, Dissidenten und Schriftsteller Milovan Djilas.



Waehrend Peter Handke in seinem Einbaum sitzt, steht das Feuilleton am Ufer und gruselt sich. Handke sei ein =ideologisches Monster=, findet Alain Finkielkraut, Susan Sontag will seine Buecher nicht mehr lesen, und in der F. A. Z. wurde der Ratschlag erteilt, Handke in die Psychiatrie einzuweisen. Natuerlich gibt es auch den einen oder anderen, der dem Dichter einen aufmunternden Satz zuruft: Adolf Muschg zum Beispiel lobt, dass Handke =jedenfalls der Verzweiflung immer noch faehig= sei, und warum Martin Walser vor einer allzu schnellen Aburteilung des Kollegen gewarnt hat, kann man sich denken.



Wohin Handke in seinem Einbaum eigentlich will, scheint allerdings nicht so ganz klar, obwohl er es eigentlich schon vor drei Jahren in seinem Reisebericht =Gerechtigkeit fuer Serbien= gesagt hat. Wenn auch etwas kryptisch: =Was ich hier aufgeschrieben habe, war neben dem und jenem deutschsprachigen Leser genauso dem und jenem in Slowenien, Kroatien, Serbien zugedacht, aus der Erfahrung, dass gerade auf dem Umweg ueber das Festhalten bestimmter Nebensachen [...] jenes gemeinsame Sich-Erinnern, jene zweite, gemeinsame Kindheit wach wird.= Die Kindheit Europas: Man kann, um Handkes Satz und vielleicht seine einsame Flussfahrt in diesen Tagen besser zu verstehen, einen anderen Reisebericht aus der Region wiederlesen. Er ist knapp 40 Jahre vor =Gerechtigkeit fuer Serbien= entstanden, und Handke hat sich anscheinend vom Titel inspirieren lassen: =Besudna Zemlja= ist in Deutschland als =Land ohne Recht= erschienen, wird aber besser uebersetzt als =Land ohne Gerechtigkeit= - der erste Teil der Autobiographie des jugoslawischen Politikers, Dissidenten und Schriftstellers Milovan Djilas.



Eine Zeitreise: Das Schicksal Milovan Djilas', der 1911 in Polja geboren wurde und 1995 in Belgrad starb, ist eng mit dem Schicksal des Balkans im 20. Jahrhundert verknuepft: Wenn er ueber seine Kindheit in Montenegro schreibt, dann schreibt er ueber die Kindheit Jugoslawiens. Sein Montenegro ist mittelalterlich oder mindestens fruehmodern: Eine Stammesgesellschaft, auch noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts, deren Fuehrer zuweilen einfach mal beschliessen, keine Steuern mehr zu zahlen. Gleichzeitig erzaehlt Djilas aber vom Wandel. Die =neue Haeuptlingsgeneration=, so erinnert er sich zum Beispiel, hatte in den Balkankriegen von 1912 bis 1914 fuer und gegen nationalstaatliche Gebietsaufteilungen gekaempft und stellte nun dem montenegrinischen Koenig Nikola =ergebene Beamte und Offiziere=. Aus Haiducken sind Buerger geworden - und ihre Soehne werden nur ein paar Jahre spaeter Kommunisten sein, ergaenzt Djilas.



Anfang der 20er Jahre - inzwischen gibt es ein =Koenigreich Jugoslawien= - kommt der kleine Milovan aus dem Dorf in die etwas groessere Stadt Kola in. Dort hatte die Moderne schon etwas laenger Einzug gehalten, politisch und oekonomisch: Die ehemalige osmanische Siedlung war 1878 auf dem Berliner Kongress im Zuge der =Ordnung= des Balkans Montenegro zugeschlagen worden, die Stadt entwickelte sich daraufhin zu einem Handelszentrum. Djilas beschreibt die Markttage aus der Perspektive des staunenden Bergbauernbuben. Und hier, zwischen den Staenden, den Kleinbauern, den Kaufleuten, trifft er ploetzlich auf einen staunenden Grossstaedter: auf Peter Handke.



Zumindest kann man sich das vorstellen, wenn man mit Handke in der =Winterlichen Reise= durch eine kleine jugoslawischen Stadt wandert, die zwar nicht Kolan heisst, aber auch einen schoenen Markt hat. Der Autor sieht sich alles an und findet es so gerade gar nicht modern. Er freut sich an den =nur auf den ersten Blick einfoermigen oder eintoenigen jugoslawischen Broten dort auf dem Markt= und jauchzt: =Eine Lebendigkeit, etwas Heiteres, Leichtes, wie Beschwingtes an dem anderswo gar zu haeufig pompoes und gravitaetisch gewordenen, auch misstrauischen, halb veraechtlichen Vorgang von Kaufen und Verkaufen [...] ein Tanz des Handumdrehens.= Europa riecht gut in diesen Kindheitstagen, tanzt und ist jung und lustig, findet der Zeitreisende Peter Handke.



Der Zeitreisende Milovan Djilas sieht in diesem Moment hingegen in Montenegro, Jugoslawien, Europa immer noch das =Land ohne Gerechtigkeit= und beschreibt einen Totentanz. Also winken die beiden sich kurz zu auf einem Marktplatz, der eine auf dem Weg in die Moderne, der andere auf der Flucht vor ihr. Dann trennen sich ihre Wege wieder: Die =zweite, gemeinsame Kindheit= stellt sich auf dem Marktplatz von Kola in als Irrtum heraus, Handke, der Belgrad hinter sich gelassen hatte, reist dennoch von dort immer tiefer ins Land und in die Vergangenheit, bis er im Winter 1995 in einer Schneewehe an der Grenze zu Bosnien steckenbleibt. Sein trotziges Zurueck in den vorzivilisatorischen Zustand und in die =Urwelt= setzt er heute weiter fort: Handke ist aus der Kirche ausgetreten und hat sich auch von der verwalteten Kultur losgesagt, indem er den Buechnerpreis zurueckgeben hat. Und vielleicht traeumt er, wenn er dieser Tage durch Montenegro in den Kosovo reist, vom =Bergwald=, der in der =Finsternis rauscht, und [...] in der Felswand klagt der Totenvogel.= Traumsaetze, die Handke aufschreiben koennte, wenn Djilas sie nicht schon vor ihm notiert hat. Fuer letzteren allerdings gehoerten sie in einen Alptraum. Djilas wollte sich von der Urwelt befreien. 1929 verliess er die kleine Stadt mit dem belebten Markt in Richtung Belgrad, dem neuen Jugoslawien entgegen. Er trat 1932 in die Kommunistische Partei ein und uebernahm spaeter, als Cheftheoretiker neben Tito, die Funktion des Erziehungsberechtigten fuer ein Land, das niemals so recht erwachsen werden wollte.


Ginge es nach Peter Handke, wird es das auch niemals werden. Der Dichter, der von einer =zweiten Kindheit= traeumt, entdeckt auf seiner Serbienreise selbst das Autofahren als kindlichen Abenteuerroman und ersteht aufgeregt an der Strasse Benzin im Handverkauf: =Eine Kostbarkeit, ein Bodenschatz - und wieder hatte ich gar nichts einzuwenden gegen meine Wunschvorstellung, solch eine Art Tanken moege lang noch so weitergehandhabt werden.= Wenigstens dieser Traum Handkes wird gerade wahr. Dank eines unverhofften Buendnispartners: In den ersten drei Kriegswochen sind auf dem Gebiet Jugoslawiens nach letzter Zaehlung neben anderen industriellen Anlagen zwei OElraffinerien und zehn Treibstoffdepots von alliierten Streitkraeften zerstoert worden, und gerade wird darueber nachgedacht, mit einer Seeblockade die Treibstoffzufuhr des Landes ganz und gar abzuschneiden. Die zweite Kindheit Europas ist ein Irrtum, aber einer, den man korrigieren kann. Peter Handke und die Nato arbeiten daran. Hand in Hand, Abenteurer alle beide.



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Peter Handke: Die Fahrt im Einbaum oder Das Stueck zum Film vom Krieg.

Suhrkamp Verlag, Frankfurt 1999.

140 Seiten, 14,30 EUR.

ISBN 3-518-41029-6







Peter Handke: Sommerlicher Nachtrag zu einer winterlichen Reise.



Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1996.

92 Seiten, 12,70 EUR.

ISBN 3-518-40844-5







Peter Handke: Eine winterliche Reise zu den Fluessen Donau, Save, Morawa und Drina. oder Gerechtigkeit fuer Serbien.



Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1996.

134 Seiten, 12,70 EUR.

ISBN 3-518-40790-2


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